Prof. Dr. Michael Klundt von der Hochschule Magdeburg-Stendal beantwortete die Frage im Veranstaltungstitel mit einem klaren Nein. Schon seit vielen Jahren wird ein zunehmender Teil der Gesellschaft ungerecht behandelt – mit Folgen für das ganze Leben. Dabei wäre genug gesellschaftlicher Reichtum vorhanden, um Kinder- und Jugendarmut auszurotten. „An fehlendem Geld liegt es nicht, die Mittel sind nur sehr ungerecht verteilt.“, sagte der Armutsforscher in seinem Eröffnungsbeitrag. In einem sehr fundierten und facettenreichen Vortrag führte er weiter zu Ursachen, Risiken und politischen Zielstellungen aus, nannte auch Maßnahmen zur Bekämpfung von Kinder- und Jugendarmut in Deutschland und der Welt. Es geht um die Bekämpfung der Armut, nicht um die Bekämpfung der Armen. Es ist eine Frage der Haltung, wie und mit welchen Mitteln wir diesem Thema begegnen.
Angela Schweers, Vorstandsvorsitzende des AWO Bezirksverband Potsdam e.V., stellte bereits bei ihrer Begrüßung fest, dass es viele Erhebungen zum Thema Kinder- und Jugendarmut gibt. „Jeder weiß mittlerweile, dass jedes fünfte Kind in Armut lebt. Was fehlt, ist der politische Wille zur Veränderung.“, so die Vorsitzende. Es gebe in der öffentlichen Diskussion nur wenige, die dazu eine soziale Haltung entwickelt hätten und sich gegen Kinderarmut positionierten. Für sie ist Armut immer noch ein Makel. „Es gibt keinen Makel, das ist die richtige Einstellung“.
Zu Beginn des Fachtags, der ursprünglich als Präsenzveranstaltung im Bürgerhaus am Schlaatz geplant war und aufgrund der aktuellen Situation nun online durchgeführt wurde, beschrieb Hubert Lautenbach, Referent beim AWO Bundesverband, die Änderungen die mit dem Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) beschlossen wurden. Er stellte fest: „Das KJSG muss bessere finanzielle und personelle Ausstattung für Kinder- und Jugendhilfe zur Folge haben!“.
Doch welche Maßnahmen wirken? Genannt wurden unter anderem die Aufnahme von Kinderrechten ins Grundgesetz, der Aufbau und die Stärkung von Präventionsketten, gute Löhne und Steuergerechtigkeit als wirksame Maßnahmen.
Auch Norbert Müller (Vorstandsmitglied im deutschen Kinderhilfswerk) benannte in seinem Vortrag zum Thema: „Kindergrundsicherung – Bedeutung für die Begleitung von Familien“ zwei unkompliziert umzusetzende Maßnahmen mit sofortiger Wirkung.
Erstens, Haushalte in denen Kinder leben, müssen von den Sanktionen im ALG Bezug ausgenommen werden und zweitens, allen Kindern, die in Einrichtungen betreut werden, sollte ein kostenfreies Frühstück und Mittagessen zur Verfügung gestellt werden.
Impulsvorträge gab es an diesem abwechslungsreichen Fachtag auch von Gabriele Koné vom Institut für den Situationsansatz (ISTA/Fachstelle Kinderwelten) zum Thema: „Armutssensibles Handeln – Bedeutung, Ideen und Umsetzung“.
Auch Annette Berg von der Stiftung SPI bereicherte den Fachtag mit einem Vortrag zum Thema: „Kinder und Jugendliche in Armut - Wie lebt es sich mit zu wenig Geld“.